Elternzeitreise #2: Norwegen

Nach unserem entspannten Start in Dänemark führte uns der nächste Abschnitt unserer Elternzeitreise in den hohen Norden Europas: Norwegen. Mit dem Camper machten wir uns auf den Weg von Südnorwegen bis zu den beeindruckenden Lofoten. Viele Abschnitte der Reise waren uns gut bekannt, da wir Norwegen schon ausgiebig bereist haben. Daher hatten wir keinerlei Druck, irgendwelche besonderen Fotospots oder Wanderungen nicht verpassen zu dürften und haben uns die meiste Zeit einfach treiben lassen. 

Mitten durch Südnorwegen

Die Reise begann mit sanften Fjorden und grünen Tälern im Süden und führte uns durch atemberaubende Landschaften – vorbei an tosenden Wasserfällen, majestätischen Bergen und endlosen Wäldern. Mit jedem Kilometer nordwärts wurden die Tage länger, bis die Sonne schließlich gar nicht mehr unterging. Ein Hundespaziergang am Strand um Mitternacht, bei dem die Sonne nur knapp über den Horizont wanderte, aber nicht im Meer zu versinken drohte, gehört zu einer meiner schönsten Erinnerungen an die Reise. 

 

Gestartet sind wir in Oslo, meiner Herzensstadt, in der ich vor vielen Jahren während eines Praktikums beim Goethe-Institut ein paar traumhafte Monate mit wunderbaren Menschen in einer WG gelebt habe. Ein Spaziergang durch den Vigelandpark, das bunte Treiben am Hafen genießen oder bei Regen durch die zahlreichen Museen schlendern - so hatte ich Oslo in Erinnerung. Dominik war als Mountainbiker ganz erpicht darauf, einen Bikepark in Norwegen auszuprobieren, also steuerten wir Geilo an – ein kleiner Ort, der vor allem im Winter für seine Skipisten bekannt ist, im Sommer aber mit einem gut ausgebauten Mountainbike-Netz lockt.

Irgendwo auf halbem Weg haben wir einen zweitägigen Stopp eingelegt um ganz entspannt bei schönstem Sommerwetter den ersten Geburtstag unseres Sohnes zu feiern und die weltbesten vegetarischen Hackbällchen, die wir noch in Oslo gekauft hatten, zu essen. 

Nach ein paar Tagen in Geilo zog es uns weiter Richtung Westen – ins wunderschöne Aurlandsdalen, ein Tal, das wie aus einem norwegischen Märchenbuch entsprungen wirkt. Die Straßen wurden kurviger, die Berge steiler, und hinter jeder Biegung wartete ein neuer Ausblick, der uns den Atem raubte. Hier fanden wir nicht nur absolute Ruhe, sondern auch einige der schönsten Wanderungen der bisherigen Reise. Mit Kind in der Kraxe erkundeten wir moosbedeckte Pfade, stapften vorbei an rauschenden Bächen und wurden immer wieder mit spektakulären Ausblicken auf das Tal belohnt. Ein kleines Highlight war der Abstecher nach Flåm. Ja, touristisch – aber trotzdem irgendwie charmant.

In der Hoffnung, dem überall angekündigten Regenwetter entfliehen zu können, ging es weiter nach Lærdal. Doch Donnergott Thor hatte andere Pläne. Kaum angekommen, wurde aus dem sanften Nieselregen ein ziemlich hartnäckiges Dauerprasseln. Unser Camper verwandelte sich binnen kürzester Zeit in eine kleine Dampfsauna – alles war feucht, die Kleidung klamm, die Stimmung leicht angespannt. Aber irgendwie gehört auch das zum Reisen im Camper dazu: improvisieren, umplanen, Spiele erfinden und den Humor nicht verlieren.

Nach den feuchten Tagen in Lærdal freuten wir uns auf die klare Bergluft von Jotunheimen – auch wenn das bedeutete, dass wir erstmals die Heizung im Camper anwerfen mussten. Schon auf dem Weg dorthin wurde es merklich kühler und nachts fielen die Temperaturen auf gerade mal ein paar Grad über null. Eingekuschelt in dicke von der Oma selbstgestrickte Wollpullis und mit dampfenden Kakaobechern in der Hand starteten wir in die Tage, während draußen die Landschaft immer schroffer wurde.

 

Ein echtes Highlight war die Wanderung am Besseggen – ein Klassiker, der uns mit seiner Kombination aus türkisblauem See, schmalem Grat und Panoramablick komplett verzaubert hat. Mit Baby in der Trage und ordentlich Snacks im Gepäck machten wir uns früh morgens auf den Weg und wurden mit einem dieser Tage belohnt, an denen einfach alles stimmt: Wetter, Ausblick, Stimmung.

 

Nach den kargen Höhen Jotunheimens zog es uns weiter nach Lovatnet – ein Ort, der so fotogen ist, dass man kaum glauben kann, dass es ihn wirklich gibt. Der smaragdgrüne See, umgeben von steilen Berghängen und Wasserfällen, wirkt fast zu schön, um wahr zu sein. Wir verbrachten entspannte Stunden am Wasser, machten kleine Wanderungen, tankten Sonne.

Und dann: Innerdalen. Einer dieser Orte, an die wir immer wieder zurückkehren. Das Tal begrüßte uns mit seiner typischen Mischung aus Ruhe, Weite und majestätischer Bergkulisse. Das abwechslungsreiche Wandergebiet dort lieben wir. Hier trifft man kaum Touristen sondern eher Einheimische und norwegische Wandergruppen. Und obwohl wir die Gegend schon kannten, entdeckten wir auch diesmal wieder neue Pfade und Aussichten. Erst nur zu zweit, dann mit Hund, jetzt mit Kind. Und bald kommen wir wieder - mit einem Geschwisterchen im Gepäck. 

Von Trondheim aus nordwärts

Nach all den eindrucksvollen Naturerlebnissen freuten wir uns auf ein paar ruhigere Tage – und auf Familie und (ein gutes Stück entfernt lebende) Nachbarn, die zu Freunden geworden sind. Denn in Selbu, nicht weit von Trondheim, hat meine Familie eine traditionell norwegische Hütte. Ein Ort, der für mich mit vielen Erinnerungen verbunden ist – und jetzt auch für uns als kleine Familie zu einem besonderen Platz geworden ist.

Hier ließen wir das Campingleben für ein paar Tage ruhen. Keine Suche nach Stellplätzen, keine nassen Schuhe, kein tägliches Ein- und Ausräumen – stattdessen feste Betten, warmes Wasser, gutes Essen und vertraute Gesichter. 

Inselliebe Traena

Doch das Fernweh klopfte bald wieder an – und so machten wir uns auf in Richtung Norden. Ein echter Geheimtipp auf unserem Weg: die kleine Insel Træna. Schon die Überfahrt war etwas Besonderes – vorbei an zahllosen kleinen Schären, hinaus aufs offene Meer.

Træna ist einer dieser Orte, die man am liebsten für sich behalten möchte. Ruhig, beschaulich, irgendwie zeitlos. Die Insel lässt sich in wenigen Stunden zu Fuß umrunden. Im Aloha Café, dem einzigen, das uns dort begegnet ist, haben wir viel Zeit verbracht. Restaurantbesuche sind für uns beim Campen irgendwie ein nicht-ausgesprochenes No-Go, wir kochen lieber selbst. Aber charmante Cafés, in denen mindestens einer immer eine Zimtschnecke bestellt - lieben wir! 

Sommer auf den Lofoten

Weiter ging es zu einem meiner liebsten Orte auf dieser Erde: den Lofoten. Da wir schon zwei Mal hier waren, verspürten wir auch hier keinerlei Druck, Sehenswürdigkeiten abzuhaken oder alle „Must-sees“ abzuklappern. Viel mehr freuten wir uns darauf, alte Lieblingsplätze wiederzusehen, neue Ecken zu entdecken – und nach dem Winter und Herbst auch endlich einen Sommer auf den traumhaften Inseln genießen zu können. Wenn ihr Lust habt, euch die Highlights für eine einwöchige Rundreise anzuschauen, die findet ihr hier

 

Unser erstes Ziel nach der Überfahrt von Bodø aus: der Campingplatz am Flakstad Beach. Direkt hinter den Dünen gelegen, mit Blick auf den Skagsanden-Strand und umrahmt von dramatischer Bergkulisse – dieser Platz ist einfach ein Traum.

Besonders cool fanden wir:

  • Die Lage: Man schläft quasi mit Meeresrauschen im Ohr ein und öffnet morgens die Tür mit Blick aufs offene Meer.

  • Die Stimmung: entspannt, herzlich, leicht alternativ. Hier trifft man Surfer, Familien, Menschen aller Art, die das Vanlife lieben.

  • Die Ausstattung: moderne Sanitäranlagen, eine gut ausgestattete Gemeinschaftsküche (sehr hilfreich bei Wind und Wetter!) und sogar eine kleine Sauna mit Meerblick.

Wer mag, kann sich in Flakstad Surf- oder SUP-Boards ausleihen oder an Yogastunden teilnehmen – und wer einfach nur im Sand liegen und dem Kind beim Buddeln zuschauen möchte, ist genauso richtig. Wir verbrachten viel Zeit direkt am Strand, machten kleine Wanderungen in der Umgebung und genossen die langen Abende, an denen das Licht einfach nicht verschwinden wollte. Kein Sightseeing-Marathon, kein Stress – nur Wind im Haar, Sand zwischen den Zehen und das Gefühl, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.

Von Flakstad aus ging es weiter zu einem meiner absoluten Lieblingsorte auf den Lofoten: Unstad Beach. Ein Suferstrand, eingerahmt von hohen, grünen Bergen. Ein ganz besonderes Highlight dort sind die – ohne zu übertreiben - besten Zimtschnecken Norwegens. Die gibt es in der Surfschule „Arctic Surf“. Außen knusprig, innen weich und buttrig, mit einem Hauch Kardamom und noch warm aus dem Ofen.

 

Von Andenes nach Senja

Da wir, was unsere grobe Routenplanung anging, gut in der Zeit waren, entschieden wir spontan, noch nicht in Richtung Finnland abzubiegen, sondern noch ein Weilchen auf den Lofoten zu bleiben und Richtung Andenes, an die Spitze von Andøya, zu fahren und auch die Insel Senja mitzunehmen. 

 

Da die Wetterbedingungen gut aussahen, wollte ich unbedingt noch hinter einem Punkt ganz weit oben auf meiner Bucketlist einen Harken machen: Einer Walsafari. Mit einem kleinen Touristendampfer stachen wir also in See. Bis auf Überfahrten mit großen Fähren war ich noch nie so weit draußen auf dem offenen Meer und habe den Wellengang furchtbar unterschätzt. Was ich mir als absolute Taumerfüllung vorstellte, endete in einem regelrechten Albtraum. Ich hing die gesamte Tour (wohlgemerkt vier Stunden) über der Rehling und das Personal versorgte mich mit mitleidsvollen Blicken regelmäßig mit neuen Brechtüten und kalten Waschlappen. Wenn einer der riesigen, majestätischen und absolut beeindruckenden Wale ganz in unserer Nähe seine Flosse aus dem Wasser streckte oder eine Delfinschule vergnügt an unserem Boot vorbeisprang, half mir die Crew auf die Beine, denn nicht mal stehen konnte ich mehr alleine. Ich war völlig out of order und habe diese Schiffsfahrt meinem Mann im Nachhinein als "schlimmer als eine Geburt" beschrieben. Ich glaube, das kann man tatsächlich nur nachempfinden, wenn man selbst schon einmal so richtig seekrank war. 

Von Andenes aus sind wir nach Senja übergesetzt, eine Insel, die quasi alles, was die Lofoten zu bieten haben vereint, nur im Kleinformat. Steile Gipfel, tiefblaue Fjorde, weiße Sandstrände und kurvige Straßen – alles, was wir an den Lofoten so lieben, nur eine Spur ruhiger, ursprünglicher und kompakter. Und mit Stränden, bei denen man sich fragt, ob man noch in Norwegen ist, oder am griechischen Mittelmeer. Auf Senja verbrachten wir unsere letzten Reisetage in Norwegen, bevor es endgültig Richtung Finnland gehen sollte, mit vielen kleinen Abenteuern. Die Insel ist ein Paradies für Naturliebhaber, und die Wege zwischen den Highlights sind kurz – perfekt für das Reisen mit Kind. Ein echtes Highlight war die Wanderung auf den Hesten. Der Aufstieg ist zwar stellenweise steil, aber auch mit Hund und Kind in der Kraxe gut machbar – und die Aussicht von oben? Atemberaubend. Vor uns lag der Segla, ein markanter Felsspitz, der senkrecht aus dem Wasser ragt und von hier oben aussieht, als würde er direkt in den Himmel wachsen. Senja war für uns der perfekte Norwegen-Abschluss dieser Reise: wild, rau, leise und wunderschön.

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