Oh Canada! Roadtrip durch den Westen

Für uns als Outdoor-Fans und Roadtrip-Abendteurer stand Kanada schon lange ganz oben auf unserer Must-See-Liste. Das Land ist riesig und hat neben wunderschönen Landschaften, einzigartigen Tierwelten und Poutine noch so viel mehr zu bieten: Die ausgesprochene Warmherzigkeit und Hilfsbereitschaft der Kanadier, um nur ein Beispiel zu nennen. In unseren Flitterwochen haben wir uns dann schließlich diesen Traum erfüllt und sind 3 Wochen lang mit einem Campervan durch den Westen Kanadas getourt. 

 

Im Vorfeld ist es schwierig einzuschätzen, wie viel Zeit man für die einzelnen Stopps einplanen sollte. Daher hatten wir nur einige wenige Campingplätze von Deutschland aus reserviert. Wir wollten spontan und flexibel sein. Im Nachhinein betrachtet, keine besonders kluge Entscheidung. Wir waren in der Hauptsaison unterwegs und gerade in den Sommermonaten ist Kanada ein beliebtes Reiseziel. Das hat sich nicht nur bei der Verfügbarkeit und den exorbitant hohen Preisen für Hotels in Vancouver bemerkbar gemacht. Auch hat es uns teilweise zur Verzweiflung gebracht, einen Schlafplatz für die nächsten Nächte zu finden. Vor allem in den Nationalparks ist eine frühzeitige Buchung ein Muss. Um den in gigantischen Reisebussen angekarrten vor allem japanischen und indischen Reisegruppen aus dem Weg zu gehen, sind wir fast alle unsere Wanderungen im Morgengrauen angetreten und haben uns Sehenswürdigkeiten am Abend angeschaut. Auf längeren Touren sind uns sowieso nur noch vereinzelt Wanderer begegnet - Bären (ich habe mit meiner Bärenglocke die ersten Tage fast panisch wie eine Verrückte geläutet und dazu noch gesungen) haben wir zu meiner Erleichterung nur vom Auto aus beobachtet. Insgesamt 7 Stück haben wir gesehen, die meisten davon in Jasper. Aber starten wir in Vancouver. 

Vancouver

Obwohl wir überhaupt keine Städteurlauber sind, haben wir uns gleich am ersten Tag in Vancouver verliebt. Müde nach der langen Reise kamen wir am Flughafen an und wurden bereits dort (obwohl Dominik unwissender Weise deutsche Mettwürstchen dabei hatte und wir es damit natürlich nicht ohne weiteres durch die Zollkontrolle geschafft haben) von unglaublich herzlichen und hilfsbereiten Menschen begrüßt. Auf dem Weg mit Bus und Bahn zu unserer Unterkunft haben wir festgestellt, dass es in Kanada oder zumindest in Vancouver wohl üblich ist, sich freundlich beim Busfahrer zu bedanken, bevor man aussteigt. Eine so nette Geste, finden wir. Der Blick aus unserem Hotelfenster war überraschenderweise der Hammer! Die Kombination aus Bergen, Wasser und Wolkenkratzern hat uns umgehauen. Zwar hatten wir am ersten Abend keine Energie mehr, die Stadt zu erkunden, aber die Freude auf den nächsten Tag war umso größer. Am kommenden Morgen sind wir erst einmal mit dem Bus durch die Stadt gefahren und haben alles auf uns wirken lassen. Hippe Restaurants, süße Cafés und hinter jeder Ecke findet man außergewöhnlich schöne Straßenkunst. Da wir nur wenig Zeit in Vancouver hatten, haben wir das gute Wetter genossen, sind am Hafen entlang spaziert, haben Downtown erkundet und sehr gut gegessen. Da wir doch noch sehr mit dem Jetlag zu kämpfen hatten und ich jeden morgen ab 4 einfach nicht mehr schlafen konnte, waren wir entsprechend früh wieder im Bett. Vom Nachtleben in Vancouver haben wir also nicht besonders viel mitbekommen, was aber gar nicht schlimm ist, da wir auch zuhause keine großen Partygänger sind. 

Nach drei Tagen Vancouver waren wir dann - so schön die Stadt auch ist- froh, endlich raus in die Natur zu kommen. Unseren Camper hatten wir uns im Vorfeld über CanaDream gemietet und waren mehr als zufrieden. Alles hat wirklich gut geklappt. Da wir bisher meistens nur mit dem Zelt unterwegs waren, war die großzügige und super neuwertige Kanine für uns ein echter Luxus. Vor allem, da wir nicht immer Glück mit dem Wetter hatten, und uns so entspannt drinnen aufhalten und sogar die Heizung anmachen konnten. Wir haben nur alle 3-4 Tage größere Campingplätze aufgesucht und uns mit Energie versorgt. Der Speicher für den Kühlschrank etc. hat voll ausgereicht. Die Nasszelle haben wir tatsächlich nicht ein einziges Mal benutzt. Geduscht wurde, wie wir es sowieso vom Campen gewohnt waren, auf Campingplätzen oder - natürlich mit umweltfreundlichen "Shampoo", mit dem man übrigens auch Geschirr und Kleidung waschen kann - im Fluss. Ab und an haben wir auch die Außendusche am Auto benutzt, die man sogar ohne Stromanschluss erhitzen konnte. Und selbst auf den einfachsten Stellplätzen, bei denen die Anmeldung aus einem kleinen Holzbriefkasten besteht, in den man ein paar Doller wirft, gibt es irgendwo im Wald versteckt ein Plumsklo. 

Joffre Lakes Provincial Park

Auf die Wanderung zu den Joffre Lake hatte ich mich mit am meisten gefreut. Umso enttäuschter war ich, als wir dort im strömenden Regen ankamen und auch für die nächsten Tage kein besseres Wetter angekündigt war. Den Vorabend haben wir auf einem schönen und abgelegenen Campingplatz am Lilloet Lake verbracht. Es war so warm, dass ich sogar schwimmen gegangen bin. Der Wecker klingelte am nächsten Morgen bereits um kurz nach 5. Wir hatten noch eine halbe Stunde bis zum Startpunkt des Wanderweges zu fahren und wollten mit die ersten sein. Am Vortag haben wir erschrocken festgestellt, dass es nachmittags trotz zweier großer Parkplätze pures Glück ist, wenn man einen geeigneten Stellplatz findet. Es war über Nacht abrupt abgekühlt und der Regen versetzte meiner Laune einen ganz schönen Dämpfer. Aber ausschlafen und die Wanderung aussetzten kam für mich nicht in Frage. Und was soll ich sagen? Obwohl wir bis auf die Knochen nass geworden sind und uns beide eine Erkältung zugezogen haben, hat es sich geloht. Die Wanderung ist wirklich wunderschön und empfehlenswert!

 

Vom Parkplatz aus erreicht man (zu meiner Überraschung) schon nach wenigen Metern den Lower Lake. Der See strahlte trotz dichter Wolkendecke in einem dunklen türkis. Wenn man den Weg vom Lower Lake wieder ein Stück in Richtung Parkplatz läuft, gelangt man zu einer Kreuzung. Von hier aus führt ein Wanderweg zu den beiden höher gelegenen Seen, dem Middle Lake und dem Upper Lake. Der Aufstieg zum Middle Lake dauert etwa zwei Stunden und ist nicht ganz einfach, aber der Anblick des wunderschönen vor den Bergen gelegenen Sees mitten im Wald entschädigt jede Anstrengung. Das Wasser ist so klar, dass man fast überall bis auf den Grund sehen kann. Ein "Muss" ist ein Foto auf dem berühmten Baumstamm, der weit ins Wasser hineinragt. Obwohl der Uppe Lake nicht mehr allzu weit entfern ist, entschieden wir uns aufgrund der Tatsache, dass wir bereits durchnässt und durchgefroren waren, umzukehren. Am Upper Lake soll es auch einen Campingplatz geben. Wenn man die entsprechende Ausrüstung dabei hat, bestimmt ein toller Ort für eine Übernachtung. 

Ten ee ah Lodge

Unser nächstes Ziel war die von von sehr netten Schweizern geführte Ten-ee-ah Lodge. Sie liegt als einziges Anwesen am 10km langen Spout Lake im Herzen von British Columbia. Die Lodge ist wirklich schön und super gepflegt angelegt, aber eher etwas für Familien mit Kindern, als für uns. Vom Pferdereiten bis Ziegenfüttern wird ein vielfältiges Programm geboten. Man kann entweder in der Lodge  oder im Auto übernachten. Ich hatte uns von Deutschland aus bereits das "Luxus-Camper-Paket" vorgebucht. Das beinhaltete neben der Möglichkeit, die Kanus und Ruderboote frei zu nutzen, auch ein warmes Abendessen und Frühstücksbuffet in der Lodge. Tatsächlich kamen wir uns während unseres Aufenthaltes dort (den wir bei vor allem genutzt haben, um unsere Wäsche zu waschen, zu trocknen und bei vernünftiger Internetverbindung unsere weitere Route zu planen) so vor, als wären wir in unserem Nachbarland der Schweiz unterwegs. Nicht nur das Personal, sondern uneingeschränkt alle Besucher haben deutsch - oder besser schweizerdeutsch - gesprochen. Scheinbar ein echter Geheimtipp für alle schweizer Reisenden, die ein Stück Heimat in im weit entfernten Kanada erleben wollen. 

Clearwater

Clearwater war für uns eher ein Zwischenstop, als ein geplantes Ziel. Wir beide noch etwas angeschlagen, fast durchgehender Nieselregen. Trotzdem konnten wir uns nicht damit abfinden, an dieser Station unsere Reise einfach mal "nichts" zu machen. Wir spazierten am Ufer des über und über mit weißen und rosafarbenen Seerosen bewachsenen Dutch Lakes entlang und entschlossen uns, am nächsten Morgen noch eine kleine Wanderung zu machen, bevor es weiter in Richtung Mount Robson gehen sollte. Wir hatten gelesen, dass man im Wells Gray Provincial Park in den Sommermonaten über wunderschöne Blumenwiesen wandern würde - und wir wurden nicht enttäuscht. Auch haben wir hier überhaupt keine Touristen getroffen, nur ein paar Einheimische, die mit ihren Hunden unterwegs waren. Vielleicht noch einer der wenigen Geheimtipps British Columbias, den wir da mehr oder weniger zufällig entdeckt hatten? Oder es lag an der eher bescheidenen Wetterlage. Bei guter Sicht kann man, wenn man den etwa einstündigen Aufstieg durch den Wald zu den Blumenwiesen geschafft hat, die Berge sehen. 

Mount Robson & Kinney Lake

Kennt ihr dieses Gefühl, von der Schönheit der Natur völlig überweltigt zu sein? Die Wanderung über den Berg Lake Trail zu, Kinney Lake war einer der lohnenswertesten unserer gesamten Reise. Der ganze Trail ist insgesamt 23 Kilometer lang und ohne Zwischenübernachtung für uns zu lang. Also haben wir uns dafür entschieden, nur die erste Etappe zu laufen, für die man hin und zurück gerade einmal zwei Stunden braucht. Der Weg führt durch wunderschöne Waldlandschaften am Fuße des Mount Robson direkt an einem Fluss entlang. Meine Bärenglocke war hier eher überflüssig, da das rauschen des Flusses das Klingeln komplett verschluckt hat. Da wir wieder einmal früh am Morgen unterwegs waren, hatten wir den See und die atemberaubende Aussicht ganz für uns allein. Der perfekte Ort zum Frühstücken, oder? 

Jasper National Park

Für die Nationalparks haben wir uns die meiste Zeit genommen. So wunderschön die Landschaften auch sind - wir haben die Masse an Touristen in der Hochsaison definitiv unterschätzt. In Jasper sind wir auf keinem einzigen Campingplatz mehr untergekommen und mussten insgesamt 2 Stunden Umweg in Kauf nehmen, um einen Schlafplatz für die Nacht zu finden. Für die Parks muss ein Besucherpass gekauft werden - ab 7 Tagen Aufenthalt lohnt sich preislich bereits ein Jahrespass. 

 

Sehr gut gefallen hat uns der Maligne Lake. Wer den tagsüber und bei schönem Wetter aufschlagenden Menschenmassen entfliehen will, sollte sich eines der kleinen Ruderboote ausleihen und die Natur vom Wasser aus genießen. Etwa 30 Minuten hinter Jasper beeindrucken die Athabasca Falls, die nach nur wenigen Gehminuten hinter einem großen Parkplatz auftauchen. Auch hier gilt wieder: Wer seine Ruhe haben will, sollte früh da sein, denn die Wasserfälle gelten als eine der Hauptattraktionen am Icefields Parkway. 

Icefields Parkway

Weiter ging es, auf dem wohl berühmtesten Highway Kanadas, der durch die Rocky Mountains führt. Auf einer Strecke von etwa 230 Kilometern hat der Icefields Parkway, der die beiden Nationalparks Jasper und Banff verbindet, landschaftlich einiges zu bieten! Er gilt zurecht als eine der schönsten Straßen der Welt. Vorab wurde uns gesagt, dass man unterwegs wohl keinen freien Campingplatz mehr finden wird und wir die Strecke wahrscheinlich in einem durchfahren müssen. Das galt zum Glück nicht für die "einfachen" Plätze, die meistens nur mit einem Plumsklo ausgestattet waren. Diese Plätze waren uns die liebsten, denn hier konnte man mitten in der Natur stehen und hatte seine Ruhe. In Jasper haben wir uns in der Tourist-Information eine Karte besorgt, um unterwegs keines der wichtigen Highlights zu versäumen. Schon die Fahrt an sich, war traumhaft schön, an jeder Ecke gibt es Aussichtspunkte mit perfekten Fotomotiven. Immer wieder tauchen die Berge am Horizont auf, weshalb ich nur empfehlen kann, die Reiseroute so zu planen, dass man den Highway von Jasper nach Banff und nicht andersherum fährt. Auf keinen Fall verpassen solltet ihr: den Columbia Icefield Glacier. Beeindruckend und erschreckend zugleich, wenn einem bewusst wird, wie wenig heute noch von den einstigen Eismassen übrig geblieben sind ist.

Banff National Park

Wer den Banff Nationalpark besucht, kommt an den Lakes Louise und Moraine nicht vorbei. Viele der atemberaubenden Bilder, die Google bei der Recherche für den Kanada-Urlaub ausspuckt, sind hier entstanden. Allerdings sind diese gar nicht so leicht zu erreichen. Bei Überfüllung - die in den Sommermonaten fast täglich eintritt - wird das Gebiet weiträumig für Autos und Wohnmobile gesperrt. Wir mussten schließlich ein gutes Stück entfernt auf einem extra angelegten und abnormal großen Carpark direkt am Highway parken und uns mit einem Shuttlebus zum See fahren lassen. Natürlich ist es dort entsprechend voll, wandert man jedoch einer der mehrere Stunden dauernden Wege die Berge hinauf zu den beiden zuckersüßen und urigen Teehäuschen, ist man schnell wieder unter sich beziehungsweise unter Wanderern. Dort angekommen bekommt man übrigens nicht nur Tee serviert, sondern auch frischen Eintopf und selbst gebackenen Kuchen. 

Von Banff aus haben wir auch den Lake Peyto besucht, einen der wohl meist fotografierten Seen auf dem Icefields Parkway. Der See besticht mit seiner türkis-blauen Farbe und den Rockies im Hintergrund. Zu unserer Überraschung war es hier - wohl gemerkt um 8 Uhr am Morgen - noch fast leer und wir hatten die Aussichtsplattform zeitweise für uns. Noch viel besser als der Peyto Lake, hat uns allerdings der Bow Lake gefallen, der fast am Ende des Parkways liegt. Am frühen Morgen spiegeln sich die Berge im herrlich klaren Wasser - ein wahres Postkartenmotiv! Von hier starten einige wunderschöne Wanderung, erst entlang des Sees, dann des Flusses, vorbei an Wasserfällen bis hin zum Gletscher. Absolute Empfehlung!

Whistler

Wer sich fürs Mountenbiken interessiert, für den ist ein Stopp in Whistler ein absolutes Must-Do. Der legendäre Bikepark war für Dominik ein Highlight unserer Reise. Während er den ganzen Tag auf der Piste verbracht hat, bin ich für 50 Dollar mit der Gondel auf den Berg gefahren, um dort etwas zu wandern. In Whistler haben wir übrigens das erste mal Poutine, die wohl populärste Fast-Food-Spezialität in Kanada, gegessen. Unser Fazit: Im Restaurant mit frischen Zutaten zubereitet wirklich lecker, in echten Fast-Foot-Buden nicht so der Hit. 

Vancouver Island & Tofino

Die letzte Station unserer Kanada-Reise war Vanvouver Island. Von Tsawwassen sind wir mit der Fähre nach Nanaimo übergesetzt. Wir haben die Entfernungen auf der Insel etwas unterschätzt, sodass wir nach der Überfahrt noch etwa drei Stunden über den Pacific Rim Highway 4 - wohlgemerkt die einzige Straße, die über Vancouver Island führt - bis zu den beiden Surf Spots Ucluelet und Tofino fahren mussten. Neben den großen weiten Stränden und süßen Fischerdörfchen war haben uns vor allem die Regenwälder fasziniert. Was uns vor unserer Reiseplanung gar nicht bewusst war: British Columbia beherbergt fast ein Viertel des weltweiten Bestandes des gemäßigten Regenwalds. Die moosbedeckten, märchenhaften Mammutbäume im MacMillan Provincial Park bieten wirklich einen beeindruckenden Anblick. Die ältestem Bäume in diesem Schutzgebiet sind bis zu 800 Jahre alt! Von einem direkt am Highway gelegenen Parkplatz führen zwei kurze Wanderwege direkt in den Park. 

 

Danke Kanada, für unvergessliche Flitterwochen! 

 

 

 

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