Um ehrlich zu sein war unsere Reise nach Schweden nicht von langer Hand geplant, sondern viel mehr eine Notlösung. Eigentlich sollte es im Sommer 2021 auf die Azoren gehen und wie bei so vielen Plänen, wurden auch diese dank Corona durchkreuzt. Und "dank" meine ich in diesem Fall gar nicht ironisch, sondern vollkommen ernst. Denn wir hatten selten einen so schönen und erholsamen Urlaub wie in Schweden. Aber von vorne: Etwa zwei Wochen vor unserem Flug nach Portugal wurde das ganze Land zum Risikogebiet erklärt. Am Abend zuvor hatte ich eine Doku über Rentiere in Schweden geschaut und noch während ich in der Warteschlange der Fluggesellschaft hing um unsere Flüge zu stornieren, mehr oder weniger trotzig entschieden: Dann fahren wir halt spontan nach Schweden, denn noch einen Urlaub wollte ich nicht platzen lassen.
Trelleborg
Aus einer Woche Portugal wurden also drei Wochen Schweden. Zur Freude unserer Hündin, die uns - mit Auto und Fähre unterwegs - natürlich begleiten durfte und nicht bei Oma und Opa bleiben musste.
Von Rostock aus nahmen wir die Nachtfähre nach Trelleborg. Grundsätzlich zu empfehlen, nur das sogenannte Hundedeck ist wahrlich grausam. Finja weigerte sich - und dafür hat sie mein vollstes Verständnis - sich auf dem vor Urin triefenden und bestialisch stinkenden Kunstrasen zu lösen und hielt lieber bis zum nächsten Morgen ein. Unser Tipp an alle Hundebesitzer: Dem Vierbeiner auf jeden Fall vor der Abfahrt nochmal am Hafen die Möglichkeit geben, sich zu lösen und im Zweifel auf das Abendbrot verzichten.
Ålem
Unser erstes Ziel für die nächsten Tage war Ålem. Hier war es weniger das Örtchen selbst, als vielmehr ein wunderschönes über Airbnb gebuchtes typisch schwedisches Häuschen in einem großen Garten nebst Gewächshäusern und Außendusche, das und angelockt hatte. Um uns herum nichts außer schier endlosen Nadelwäldern, Weiden und Feldern. Eine knappe halbe Stunde Fahrt von Ålem entfernt liegt Kalmar, das unter anderem mit seinem Schloss und der von gemütlichen Cafés gesäumten Altstadt eine Menge zu bieten hat.
Sandshult
Von Ålem aus ging es weiter nach Sandshult. Wieder war es die Unterkunft, die das Ziel vorgegeben hat. Denn so kurzfristig ist es mitten in den Sommerferien gar nicht so einfach, schöne und bezahlbare Unterkünfte zu finden. Wir buchten uns ein kleines Häuschen mitten im Nirgendwo, mit Plumsklo und ohne Strom. Das klang in meinen Ohren sehr romantisch, im Endeffekt nächtigten wir allerdings in zwei getrennten Zimmern. Auf der obere Etage, die als Schlafbereich diente, waren Hunde nicht erlaubt. Und da Finja über Nacht nicht alleine im Erdgeschoss bleiben wollte, schlief ich mit ihr unten auf einem etwas eingestaubten alten Sofa. Der ganz klare Vorteil dieser Unterkunft: In der Miete inbegriffen war ein eigener Zugang zum See mit kleinem Strand, Steg und Bötchen. Und was gibt es Besseres, als an einem warmen Sommertag in der Abenddämmerung schwimmen zu gehen? Wir haben es geliebt!
Kein Roadtrip ohne Zelt im Gepäck! Da in Schweden Wildcampen erlaubt ist, haben wir zwischen unseren vorgebuchten Unterkünften immer wieder ein paar Nächte im Zelt irgendwo in der Natur verbracht. Was gibt es Schöneres? Für uns nicht viel. Bei der Suche nach geeigneten Schlafplätzen mit Zugang zum Wassern hat uns die App park4night weitergeholfen oder wir sind Empfehlungen von Einheimischen gefolgt. Diese haben wir allgemein als unglaublich freundlich und hilfsbereit empfunden. Bei der Kommunikation haben mir (obwohl die meisten, selbst älteren Generationen, oft hervorragendes Englisch sprechen) meine Norwegischkenntnisse weitergeholfen. Ich konnte viel Schwedisch versehen und habe auf Norwegisch geantwortet.
Bullerbü und Lönneberga
Als großer Astrid Lindgren Fan war es für mich ein absolutes Highlight, die Drehorte von "Wir Kinder aus Bullerbü" und "Michel" zu besuchen. Obwohl wir in der Hauptsaison dort waren, waren beide Orte überraschend leer und weitläufg und bescherten Glücksgefühle und Kindheitserinnerungen. Kleiner Tipp: Lönneberga sucht man auf Google Maps vergebens, heißt der Örtchen doch in Wirklichkeit Gibberyd und liegt etwa 30 Minuten von Vimmerby entfernt. Dort befindet sich gleich am Ortseingang noch immer der Astrid Johannsson Gård, welcher als Drehort für den Katthult Hof diente.
Ramsberg
Unser nächstes Ziel war Ramsberg, ein kleines Dorf in der schwedischen Provinz Örebro län mit gerade einmal 200 Einwohnern. Hier haben wir ein paar Nächte in einem ganz bezaubernden kleinen Schwedenhaus mit riesigem Garten, den wir ganz für uns alleine hatten, verbracht. Unsere Schwedenreise war die letzte ohne Baby (im Bauch) und wir haben uns fest vorgenommen: An diesen wundervollen Ort kommen wir zurück, um ihn unserem Sohn zu zeigen!
Kullavik
Unseren letzten Stopp machten wir in Kullavik, einem Hafenstädtchen in der Nähe von Göteborg. Der Ort selbst war uns etwas zu versnobt, die Schärenküste aber malerisch und wunderschön. Auch für Ausflüge ins nur etwa 20 Minuten entferne Göteborg ist Kullavik dank der guten Anbindung idealer Ausgangspunkt.
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