Mit Schlittenhunden durch die Wildnis

In einem von Huskies gezogenen Schlitten durch die unberührte Natur Norwegens zu fahren - davon habe ich schon lange geträumt. An einem Wochenende im Januar wurde dieser Traum dann für mich und eine gute Freundin Wirklichkeit. Der Wetterbericht sagte viel Schnee und Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt voraus, beste Voraussetzungen also, um spontan einen Flug in mein Lieblingsland zu buchen. Der Kurzfristigkeit geschuldet, waren die erschwinglichen Flüge nicht gerade die geografisch sinnvollsten. Von Düsseldorf flogen wir auf dem Hinweg erst nach Wien, dann nach Oslo. Auf dem Rückweg stand ein Zwischenstopp in Kopenhagen an. Von Oslo aus konnten wir den Zug nach Røros nehmen, wo wir am Bahnhof der wunderschönen alten Bergbaustadt, die übrigens zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, bereits von Frode, unserem Hundeschlittenführer erwartet wurden.

 

Øydis und Frode, so heißen die beiden herzlichen Eheleute, denen das Rudel von rund 80 Huskies und die kleine Farm gehören, von der aus die Touren in die Wildnis starten. Da wir erst am späten Abend anreisen konnten, haben wir die Hunde am nächsten Morgen kennengelernt. Von unserem geräumigen Apartment aus, konnten wir die Tiere heulen hören, als es ans Füttern ging. Unsere Vorfreude hätte kaum größer sein können. 

Nach dem Frühstück am nächsten Morgen, durften wir helfen die Hunde zu versorgen - zu füttern und das Gelände sauber zu machen. Das ist für Touristen natürlich kein Muss, aber wir als ausgesprochene Hundeliebhaber wollten es uns nicht nehmen lassen, einen authentischen Alltag auf der Huskyfarm mitzuerleben. 

 

Trotz der Tatsache, dass die Hunde im Rudel leben, sind sie unglaublich menschenbezogen und sind allesamt sehr verschmust und verspielt. Ich habe selten Hunde mit so ausgeprägtem und tollem Charakter kennengelernt. 

 

Beim Bespannen der Schlitten durften wir auch mithelfen. Als die Tiere bemerkten, dass eine Tour ansteht, wurden sie alle ganz aufgeregt. Ein jeder wollte gern ausgewählt werden. Vier Hunde haben jeweils einen Schlitten gezogen, Øydis und Frode sollten uns beide begleiten. 

 

Etwa eine Stunde dauerte unsere erste Fahrt mit dem Schlitten. Es ging rauf in die verschneiten Berge Sør-Trøndelags, immer weiter hinein in die Wildnis Norwegens. Die Luft war so klar, außer dem Atem der Hunde, den Kufen im Schnee und dem leisen Wind in den Bäumen war es vollkommen still. Der erste Schlitten wurde von Frode gelenkt, die weiter hinten laufenden Hunde orientierten sich an ihm, folgten so schnell, wie wir es zuließen (mit einem Fuß auf der Bremse zu stehen war bei mir fast Dauerzustand) und waren sichtbar in ihrem Element. Für uns galt es, das Gleichgewicht zu halten, den Abstand zum Vordermann zu wahren und zu genießen.

In der mitten im Nirgendwo liegenden Holzhütte aus dem 17. Jahrhundert angekommen, gab es Kaffee und Tee am Kamin zum Aufwärmen und belegte Brote zur Stärkung. Den berühmten braunen Käse, den man als Nicht-Norweger entweder liebt oder hasst, war nicht unbedingt unser Fall. Hier in dieser Hütte sollten wir auch die kommende Nacht verbringen. Ohne Strom, ohne Wasser, mit Plumpsklo. Bei -20 Grad Außentemperatur definitiv eine Erfahrung! Nach der kleinen Pause starteten wir eine zweite Tour. Ungeduldig warteten die Huskies bereits darauf, endlich wieder loslaufen zu dürfen. Einige von ihnen jaulten und bellten, stemmten sich aufgeregt und mit ganzer Kraft gegen das Geschirr. Sie wollten rennen. Weiter ging es durch zauberhafte Landschaften und über einen riesigen zugefrorenen See. Die Kälte machte uns gar nicht viel aus, wir hatten - zwar viel zu große - aber dafür sehr warme Overalls gestellt bekommen, darunter trugen wir mehrere Schichten Skiunterwäsche und Fleecepullis. Das einzig nervige war der aufkommende Schneefall, denn durch den Fahrtwind peitschten uns die Flocken unangenehm ins Gesicht. Doch wir hatten, in weiser Voraussicht, Skibrillen mitgebracht, die eine perfekte Verbindung zwischen Mütze und Buff geschaffen haben. 

 

Das Kochen nach der Tour hatte - wie bereits am Vorabend - Øydis übernommen. Sie ist eine ausgesprochen gute Köchin und servierte uns Lachs, Kartoffelgratin und eine superleckere Suppe. Da es bereits um 4 Uhr zu dämmern begann, war der Abend - so ganz ohne Strom - entsprechend lang. Erschöpft vom Tag machten wir uns bereits gegen 8 auf in unsere Kammer unter dem Dach, in der insgesamt 4 Leute Platz gefunden hätten. Frode war  wieder zuhause, einer musste ja schließlich die anderen wartenden Hunde versorgen.

Ich hätte nie gedacht, dass man in einem Raum mit Minusgeraden schlafen kann, ohne zu frieren. Unsere Kleidung ließen wir größtenteils einfach an, nur die dicken Stiefel und Overalls wurden ausgezogen. Waschen und Zähneputzen wird überbewertet, so denkt man, wenn man kein fließendes Wasser zur Verfügung hat. Eingekuschelt in zwei Schlafsäcke und zugedeckt mit mehreren Überwürfen, war es wirklich gemütlich. Nur am Kopf war es ziemlich kalt, weshalb wir mit Mütze und dickem Schal, der bis zur Nasenspitze hochgezogen wurde, geschlafen haben. Die Fensterscheiben waren von innen vereist, im Kerzenschein konnten wir unseren Atem sehen. Was ein Erlebnis! Die Hunde haben derweil in einer kleinen Scheune übernachtet. Ein paar von ihnen draußen im Schnee, auf Stroh gebettet. Die Kälte würde ihnen nichts ausmachen und so schien es auch. 

 

Am nächsten Morgen ging es bei Tagesanbruch zurück zur Farm, die Heimreise stand bevor. Wir wären so gerne noch länger geblieben und werden definitiv wiederkommen. Dann im Sommer, der auch seinen ganz besonderen Charme hat, denn es wird je nach Monat erst um Mitternacht dunkel. In den Sommermonaten bieten Øydis und Frode Fahrten mit von den Huskies gezogenen Buggies sowie Wanderungen mit den Hunden durch die Berge an. Wir freuen uns schon darauf! 

So kommt ihr hin

Um von Deutschland aus zum Huskypoint zu gelangen, solltet ihr entweder nach Oslo, oder nach Trondheim fliegen. Von dort aus fährt jeweils ein Zug nach Røros. Es gibt alternativ auch einen kleinen Flughafen. Vom Bahnhof könnt ihr euch von Frode abholen lassen, oder ihr nehmt ein Hotel in der Stadt.

 

#Tipp: Ihr solltet euch unbedingt noch die Zeit nehmen, einen Tag in Røros zu verbringen, um die charmante kleine Stadt zu besichtigen. In Røros findet nicht nur jährlich das Femundrennen - ein weit bekanntes Hundeschnlittenrennen - statt, auch ist dort in der Vorweihnachtszeit Norwegens schönster Weihnachtsmarkt zu finden. Die malerischen Gassen, in denen übrigens eine Folge von Astrid Lindgrens Klassiker ,Pipi Langstrumpf' gedreht wurde, haben im Winter und schneebedeckt ganz besonders viel Charme.  

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