Kindheitsträume werden wahr im Treetop Fiddan

 

 

Eine Nacht im Baumhaus zu verbringen, das haben meine beste Freundin aus Kindertagen und ich uns schon vor vielen Jahren vorgenommen.

 

Einmal waren wir kurz davor - in ihrem Garten hatte ihr Vater ein kleines Baumhaus gebaut. Aber was soll ich sagen, mitten in der Nacht sind wir samt Schlafsack und Kuschelkissen ins Wohnzimmer umgezogen, der dunkle Wald in Sichtweite und der bedrohlich heulende Wind waren uns dann doch entschieden zu gruselig. Ein Grund mehr, dass wir uns gemeinsam auf das Baumhausabenteuer im Süden Norwegens eingelassen haben. 

 

Wir waren insgesamt zwei Nächte im Treetop Fiddan und trotz der langen Anfahrt aus Deutschland hat es sich definitiv gelohnt, den Alltag einmal komplett hinter sich zu lassen, mitten in der Natur zu leben und mit den Vögeln aufzustehen. 

Anreise und Kanufahrt zum Baumhaus

Wir hatten das Glück, bei den Verwandten meiner Freundin, die in Dänemark leben, einen Zwischenstop einlegen zu können. Jedoch ist die Strecke von NRW aus nach Hirtshals, von wo aus wir die Colorline nach Kristiansand genommen haben, auch in einem Anlauf zu schaffen. Unterwegs haben wir in Flensburg Pause gemacht - eine wirklich schöne und empfehlenswerte Stadt! 

Von Kristiansand aus fährt man nach etwa dreistündiger Überfahrt eine gute Stunde bis nach Konsmo. Google Maps hat uns ganz zuverlässig bis zum Havreselandsveien geführt, von wo aus das Baumhaus bereits ausgeschildert ist. Auf dem Weg dorthin fährt man durch beschauliche Dörfer und biegt irgendwann auf einen Schotterweg ab, von dem man sich fragt, ob sein Auto für diese Art von "Straße" noch geeignet ist. Aber keine Sorge, mein kleiner Polo hat die Anfahrt ohne Probleme gemeistert! 

 

An dem kleinen See, auf dem die Baumhaus-Insel liegt, angekommen, hat man dann die Wahl: Ruderboot, Kanu oder zu Fuß. Unsere Empfehlung: Wählt auf jeden Fall den Weg übers Wasser! Zu Fuß ist man gute 15 Minuten unterwegs durch das Dickicht des Waldes, mit Gepäck nicht unbedingt lustig. Wir haben das Kanu genommen und Knut, einer der beiden Besitzer, mit dem ich vorher bereits Kontakt hatte (ok, der andere heißt auch Knut) hat das Ruderboot mit unserem Gepäck gesteuert. Die beiden Knuts sind jedenfalls sehr hilfsbereit und jederzeit zu erreichen! Da es bei unserer Ankunft ziemlich windig war - und wir zugegebenermaßen nicht gerade die besten Kanuten sind - sind wir nach zwei Drehungen und leichten windbedingten Umwegen nach etwa einer Viertelstunde, die wir dann doch für die gut 100 Meter gebraucht haben, am anderen Ufer angekommen. Wahrscheinlich sehr zur Belustigung von Knut, der sich wahrscheinlich auch gefragt hat, wie viel Gepäck man für zwei Übernachtungen dabei haben kann... :) Aber hey: Wir waren auf einen plötzlichen Wintereinbruch Anfang Oktober und mindestens zwei Wochen ohne Strom und Anschluss an die Zivilisation vorbereitet! 

Gemütlicher kann ein Baumhaus kaum sein

Das Baumhaus ist - obwohl es kein fließend Wasser und keinen Strom gibt - unwahrscheinlich luxuriös und gemütlich eingerichtet. Es hat uns - bis auf einen Dosenöffner, aber dazu später mehr - wirklich an nichts gefehlt. Selbst unsere Powerbank und Campingleuchten haben wir nicht gebraucht, alles war da. Kleine Geräte können über eine Solaranlage aufgeladen werden. Es gibt unzählige Teelichter und Kerzen, die nach Sonnenuntergang für eine ganz besondere Atmosphäre sorgen. Da sich die Nächte im Oktober doch schon recht frisch gestalten, haben wir permanent den Ofen befeuert und hatte teilweise eine Temperatur von heimelichen 26°C erreicht. Wenn wir vorher noch keine Profis im Feuer machen waren, dann sind wir es spätestens jetzt! 

Ganz besonders bezaubernd waren die vielen Vögel, die sich tagsüber auf der Terrasse des Baumhauses über die Meisenknödel hergemacht haben und uns am Morgen mit ihrem Gezwitscher geweckt haben. 

Im Baumhaus ist Platz für insgesamt 5 Personen, wobei es dann schon etwas kuschelig werden könnte. Zwei Schlafmöglichkeiten bietet das Sofa (wer nicht seekrank wird kann natürlich auch die Hängematte nehmen). Die Treppe hoch befinden sich die drei anderen Betten. Ich muss wirklich sagen - ich habe selten in einem SO gemütlichen Bett geschlafen!

Gekocht wurde auf einer kleinen Gasplatte. Um möglichst wenig vorbereiten zu müssen, haben wir uns Nudeln und Linsensuppe aus der Dose aus Deutschland mitgebracht. Wer schon mal in Norwegen eingekauft hat, weiß warum. Leider mussten wir feststellen, dass wir keinen Dosenöffner mitgebracht hatten und ausgerechnet der wahrscheinlich das einzige an Küchengerätschaften war, das es im Baumhaus nicht zu finden gab. Auch die Versuche, die Dose mit Hilfe von Löffeln, Messer, Steinen oder Asphalt (ja, alles Tipps von Google) zu öffnen, scheiterten. Auf Tipp Nr. 5, die Dose anhand einer Explosion zu öffnen, haben wir dann doch verzichtet. Den entscheidenen Hinweis hat uns schließlich Knut gegeben: ein Hammer! Im Schuppen war einer zu finden, mit dem ich die Dose dann kurzerhand aufgeschlagen habe. Zwar waren Hose und Pulli voller Linsensuppe-Spritzer, aber noch nie hat eine Dosensuppe so gut geschmeckt! Man könnte glatt meinen wir wären keine Kinder vom Land, sondern Stadtmenschen... 

In besagtem Schuppen befindet sich übrigens auch das stille Örtchen. Völlig unproblematisch und sogar mit Klobrille. "Gespült" wird nach dem Stuhlgang mit einer Schüppe voll Sägespänen. Gewaschen wird sich in einer kleinen Wanne oben im Baumhaus, die wir mit Frischwasser aus dem Tank und heißen Wasser aus dem Kessel gefüllt haben. 

Hotpot, Feuerstelle und umgebung

Ein besonderes Highlight war für uns der Hotpot, den Knut uns netterweise vor unserer Ankunft bereits vorgeheizt hatte. Kleiner Tipp bevor ihr reingeht: Wenn das Wasser an der Oberfläche schön heiß erscheint, vergewissert euch, dass die angenehme Temperatur auch tief unten angekommen ist! 

 

Da wir Glück mit dem Wetter hatten (wir sind bei Regen und Wind an- und abgereist, vor Ort hatten wir traumhaften Sonnenschein), war es uns vergönnt, die keine Insel in wunderschönen Herbstfarben zu erleben. 

 

Vor Ort gibt es einiges zu erleben: Baden im Hotpot, Marshmallows rösten am Grillplatz, Schaukeln unterm Baumhaus und Kanufahren auf dem See. Da wir beide nicht gut darin sind, Fische zu töten, geschweige denn auszunehmen, haben wir uns gegen einen Angelausflug entschieden. Wir sind durch den angrenzenden Wald gewandert und haben an einem nahegelegenen Feld darauf gewartet, in der Dämmerung Elche zu sehen - leider hatten wir diesmal kein Glück. 

 

 

Insgesamt haben uns die 3 Tage im Treetop Fiddan wirklich ausgesprochen gut gefallen und wir kommen gerne wieder! :)

Mehr Informationen findet ihr unter: http://treetop.fiddan.no


Takk for oss!